Build Back Better: Nachhaltige Architektur in der Ukraine

Als Expertin für Architektur und mit einer Leidenschaft für Nachhaltigkeit kehrte Anna Pomazanna 2022 von Deutschland in die Ukraine zurück. Sie leitet nun innovative Projekte und bildet die nächste Generation von Architekt*innen aus und trägt so zum Wiederaufbau des Landes inmitten des anhaltenden Krieges bei.  

Steckbrief

  • Name:

    Anna Pomazanna

  • Ausbildung:

    Bachelor und Master in Architektur

  • Beruflicher Hintergrund:

    Architektin; Dozentin und Kuratorin für Stadtplanung und Architekturtypologien; Projektmanagerin und Forscherin

  • Einsatzort:

    NGO Materia Lab (ehemals Circular Laboratory), Lwiw, Ukraine

  • Dauer des Einsatzes:

    September 2022- heute

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Meine Hauptmotivation war es, meine Fähigkeiten und mein Wissen einzusetzen, um etwas Sinnvolles zu schaffen und den Menschen in meinem Land während des Krieges zu helfen (...), dass Architektur und Stadtplanung den Menschen in den vom Krieg zerstörten Orten helfen könnten.

Anna Pomazanna

Anna Pomazanna studierte Architektur in der Ukraine und in Deutschland. Ihren Master schloss sie an der Technischen Universität Berlin ab. Anschließend sammelte Anna Berufserfahrung im Berliner Architekturbüro Kleihues+Kleihues, wo sie an kommerziellen und kulturellen Projekten mitwirkte, darunter mehrere preisgekrönte Beiträge in internationalen Wettbewerben. Ihre Erfahrungen in Deutschland haben ihr das Fachwissen vermittelt, das sie nun für den Wiederaufbau der Ukraine einsetzt.

Als Anna in die Ukraine zurückkehrte, arbeitete sie zunächst als Dozentin an der Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur in Charkiw. Seit März 2025 ist Anna Projektmanagerin und Forscherin bei der NGO Materia Lab, wo sich ihre Arbeit auf bio- und geobasierte Materialien für den Wiederaufbau der Ukraine konzentriert. Sie betont die weitreichende Wirkung ihrer Arbeit: "Ich konzentriere mich jetzt auf die Forschung und die Materialität der gebauten Umwelt, da dies der Schlüssel zu einer wirklich umweltfreundlichen Architektur ist. Mein Ziel ist es, Architektur zu schaffen, die die Natur wiederherstellt, anstatt ihr zu schaden." Sie glaubt, dass Bildung diese Wirkung vervielfachen kann. Indem sie Student*innen und junge Berufstätige unterrichtet, bildet Anna eine neue Generation von Architekt*innen aus, die sich für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Wiederaufbau einsetzen.

Bei Materia Lab verwaltet Anna die laufenden Projekte der Organisation, mit besonderem Augenmerk auf "Grunt". Diese Initiative gewinnt erdgebundene Materialien aus Böden, die  durch militärische Aktivitäten kontaminiert wurden. Außerdem ist sie für die Identifizierung neuer Projekte und die Sicherung von Fördermitteln zuständig. Eine der Pilotinitiativen des Teams – ein Pavillon in Lwiw, der aus gepressten Erdblöcken gebaut wurde – ist ein gutes Beispiel für nachhaltige Baumethoden. Durch Workshops, Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenarbeit mit ukrainischen und deutschen Experten wirbt Anna für umweltfreundliche Materialien und treibt eine "grüne Erholung" der ukrainischen Architektur und Bauindustrie voran. 

Für Anna war die Rückkehr in die Ukraine sowohl aufregend als auch anspruchsvoll. Nach sechs Jahren in Berlin stand sie vor der Herausforderung, ihr Leben in einer neuen Stadt wiederaufzubauen und sich an ein völlig anderes Arbeitsumfeld anzupassen: all das inmitten der Ungewissheit der Kriegszeit. "Ich war aufgeregt, eine neue Stelle anzutreten und in mein Heimatland zurückzukehren", erinnert sie sich, "aber es gab auch eine Menge Druck, in einer völlig neuen Umgebung zu arbeiten und neue Aufgaben zu übernehmen." Die Unterstützung von Kolleg*innen und Freunden in Lwiw half ihr, sich einzuleben. Die finanzielle Unterstützung und Weiterbildungsmöglichkeiten der GIZ-Sonderausschreibung "Rückkehrende Fachkräfte für den Wiederaufbau der Ukraine" haben außerdem für Stabilität gesorgt. 

Ich glaube, dass es entscheidend ist, Menschen zu unterstützen, die bereit sind, in diesen schwierigen Zeiten ihre Fähigkeiten in die Ukraine einzubringen. (...) Die Arbeit, die die dringendsten und nachhaltigsten Auswirkungen hat, ist jedoch oft nicht gut bezahlt, und die Angst, die Grundbedürfnisse, wie z.B. die Miete, nicht erfüllen zu können, hält viele von einer Rückkehr ab

Anna Pomazanna

Weitere Informationen zu den Angeboten für die ukrainische Diaspora finden Sie unten.