Serbien: ein kleines Land mit Raum für große Visionen
Serbien hat viele soziale und wirtschaftliche Reformanstrengungen unternommen – hin zu einem moderneren Staat, einer lebendigen Demokratie und einer freien Marktwirtschaft. Die positiven Veränderungen im Land werden gerade vor dem Hintergrund der schwierigen 1990er und 2000er Jahre deutlich, als Serbien in die postjugoslawischen Kriege verwickelt war und um seine Unabhängigkeit rang. Diese Veränderungen zahlen sich für das Land auf der Balkanhalbinsel nun spürbar aus – auch für Unternehmer*innen.
Trendwende in puncto Attraktivität
Serbiens wirtschaftliche Entwicklungen in den letzten Jahren stimmten zuversichtlich. Dazu gehören: ein stabiles Wirtschaftswachstum, der Anstieg ausländischer Direktinvestitionen und ein verbessertes Klima für unternehmerische Aktivitäten im Land. Während es nach den Postjugoslawienkriegen vor allem viele junge Leute in die Ferne zog, weil ihnen zuhause die Perspektive fehlte, lässt sich heute eine andere Entwicklung beobachten. Serb*innen, die wertvolle Berufserfahrungen im Ausland gesammelt und dort gut verdient haben, kommen vermehrt zurück. Sei es, weil es sie zurück zu den eigenen Wurzeln und zur Familie zieht oder weil sie in Serbien heute mehr Entwicklungspotenzial für sich sehen als im Ausland. Einige von diesen Rückkehrer*innen wollen ihr Glück als Unternehmer*innen versuchen.
Zurück in die Zukunft
Ein gutes Beispiel für einen Serben, der nach vielen Jahren im europäischen Ausland nach Serbien zurückkam, um ein Unternehmen zu gründen, ist Branko Milutinovic. Mit seiner Firma „Nordeus“ entwickelte er ein Computerspiel, das mittlerweile über die Grenzen des Landes hinaus erfolgreich vermarktet wird. Es ist der beste Beweis dafür, dass ein kleines Land mit einer kleinen Bevölkerung und einem kleinen Absatzmarkt unternehmerisch attraktiv sein kann. Damit auch in Deutschland lebende Serb*innen die Potenziale ihres Herkunftslands gewinnbringend für sich und für das Land – und vielleicht auch darüber hinaus – zum Einsatz bringen können, engagiert sich „Geschäftsideen für Entwicklung“ seit Kurzem auch für Serbien.
Neue Impulse in neuen Sektoren
Insbesondere Menschen mit guter Ausbildung, die im Ausland ihren Horizont erweitert haben, können Serbien dabei unterstützen, sich weiter zu modernisieren und die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren, sodass sich diese nicht nur auf Dienstleistungen und traditionelle Branchen wie Industrie, Bergbau und Landwirtschaft konzentriert. Auch hierfür lassen sich in Serbien bereits gute Beispiele finden, etwa im Tourismussektor, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewann, oder in der Forschung.
Gründen in Serbien
Marko Panic ist Molekularbiologe. Seinen Doktortitel hat er in Deutschland erworben. Bei seiner Arbeit im Labor stellte er fest, dass sich die Arbeitsschritte bei den meisten Experimenten und Prozessen ständig wiederholen, was sehr ermüdend sein kann. Um effizienter zu werden, begann er zusammen mit einem Freund aus Serbien, der Maschinenbauingenieur ist, ein Gerät zu entwickeln, das biochemische Labortests selbstständig durchführt. Als aus dem Prototyp ein kommerzielles Produkt werden sollte, entschied das Duo ein Unternehmen zu gründen. In Deutschland erwies sich das jedoch als schwierig. Marko erinnert sich: „Viele Regularien, viel Papierarbeit, hohe Gründungskosten und vor allem auch hohe Kosten für die Entwicklung und Produktion einzelner Bauteile, die wir erst mal nur in niedriger Anzahl brauchten.“
Ganz anders war die Situation in Serbien, wo Marko Panic und sein Geschäftspartner über den Serbischen Innovationsfonds an Startkapital kamen. Dies führte sie dazu, ihre Firma „Smart Research“ kurzerhand in Serbien zu gründen. Marko nennt einen weiteren wichtigen Grund für diese Entscheidung: „In Serbien konnten wir auch eine eigene kleine Produktionslinie aufbauen. Die Kosten hierfür und für die Produktion unseres Produkts belaufen sich in Serbien auf einen Bruchteil dessen, was wir in Deutschland aufwenden müssten.“ In Serbien sind die ersten Geräte des Start-ups Smart Research bereits auf dem Markt. Bald sollen sie in ganz Europa erhältlich sein.